Schulische Verhältnisse in Flomersheim
Vor der Reformation
Vor der Reformation (Anm.: allgemeine Bezeichnung für Erneuerungs- und Änderungsbestrebungen in der Kirche seit dem 14. Jahrhundert; im engeren Sinne die durch Luthers 1517 veröffentlichte Thesen ausgelöste religiöse Bewegung, die von Deutschland aus ganz Europa erfasste und zur Spaltung der römischen Kirche führte) gab es in Flomersheim keine Schule.
Nach dem Tode des letzten Leininger Landgrafen Hasso von Leiningen-Westerburg kam das Dorf „Flammersheim“ 1481 zur Kurpfalz. Erst die Besetzung durch die Franzosen 1798 beendete diese Zugehörigkeit.
Erst in der Zeit nach der Reformation wurde hier eine protestantische Schule geschaffen.
Die Mittel zur Beschaffung eines Schulgebäudes wurden von der Administration
der geistlichen Güter in Heidelberg gegeben, die das ab 1556 von der Kurpfalz säkularisierte klösterliche Grundvermögen verwaltete (zu den in Flomersheim auch das Pfeddersheimer Propsteigut und das Gut des St. Martinstiftes in Worms gehörte). Die geistliche Güterverwaltung kaufte von Peter
Ringelspacher nach 1719 Haus und Hof für eine „reformierte“ Lehrerwohnung. Die reformierte Schule ist wahrscheinlich vor 1700 gegründet worden. (Aus Aufzeichnungen von F. Ebrecht aus dem Stadtarchiv).
Der 30-jährige Krieg, der Konflikt fast aller europäischen Mächte im 17. Jahrhundert, verwüstete auch Deutschland wirtschaftlich und kulturell auf Generationen. Ein Drittel seiner Bevölkerung hatte das Land durch Kriegshandlungen, Hunger und Seuchen verloren. Auch die Zerstörung der nahegelegenen Städte Frankenthal, Mannheim und Heidelberg durch französische Truppen musste Flomersheim in erheblichem Maße miterleben.
Nach dem Erbfolgekrieg waren die Felder zum größten Teil verwüstet, verwildert und mit Dornenhecken bewachsen. Eigentumsverhältnisse und Belastungen waren meist unklar, die Grenzverläufe der Felder oft nicht mehr genau festzulegen. Ein Großteil der Wohnungen war beschädigt oder zerstört. Die Zahl der Einwohner hatte sich erheblich vermindert. Die Gemeinde sah sich deshalb veranlasst, im Jahre 1719 die gesamte Gemeindeflur neu vermessen zu lassen und die Erbzinsbelastungen neu festzulegen. Ein Renovationsprotokoll der „Flammersheimer Gemarkung“ wurde angelegt.
Insgesamt waren 23 Wohngebäude mit Gärten und Stallungen vorhanden, außerdem gab es sieben weitere Grundstücke mit zerstörten Häusern. Der Dorfplan wies als Grundstück Nummer 11 in der Lambsheimer Straße (heute Freinsheimer Straße) das Rathaus aus, in dem auch die Schule untergebracht war.
Als Lehrer wirkten Johann Wilhelm Stahl (ab 1703), Heinrich Kisli (ab 1719),
Johann Georg Koch (ab 1731), Franz Wilhelm Koch (ab 1747), Joh. Wilhelm Koch (ab 1779), Karl Göhring (von 1834 bis 1874), Scherer, danach ab 1880 Philipp Dexheimer.
Hierzu schreibt Jakob Göhring, Sohn von Lehrer Karl Göhring, am Donnerstag, 25. Juni 1914, im „General-Anzeiger für die Distrikte Frankenthal, Grünstadt, Göllheim und Dürkheim“ zum Thema „Flomersheim in den letzten 75 Jahren“:
Mein Vater wurde infolge eines Zeugnisses des damaligen Pfarrers in Heuchelheim, Herrn Brandstätter, im Jahre 1834 direkt aus dem Seminar kommend, als protestantischer Lehrer in Flomersheim angestellt, es wurde jedoch zur Bedingung gemacht, daß er von seinem Gehalt, der damals 300 Gulden fürs Jahr betrug, 180 Gulden an seinen Vorgänger, den alten Lehrer Koch, jährlich abgeben mußte: der alte Mann, der damals seine 73 Jahre zählte, lebt doch nicht mehr lange, wurde gesagt - aber der alte Mann lebte noch volle zwölf Jahre, sodaß mein Vater 12 Jahre lang für einen jährlichen Gehalt von 120 Gulden die Schulstelle versehen mußte! Außerdem wurde noch vereinbart, daß die Wohnung in dem durchaus unpraktisch gebauten Wohnhaus Herr Koch das große, nach der Straße liegende Zimmer bekam und sich meine Eltern nach der Verheiratung meines Vaters mit dem kleinen Zimmer nach dem Hofe, mit der Küche und mit einer unheizbaren Dachkammer auf dem Speicher begnügen mußten. Daß, wie aus Vorstehendem hervorgeht, im Anfang der Lehrertätigkeit meines Vaters die Verhältnisse desselben nicht die rosigsten waren, wird man zugeben müssen, so daß nur die große Vorliebe, die er für die Gemeinde und deren Einwohner hatte, die Ursache war, daß er bis zu seinem Ende im Ort geblieben ist und auch auf dem Gemeindefriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Meinem Vater war auch unter Genehmigung des Kgl. (Königlichen) Landkommissariats die Gemeindeschreiberstelle übertragen worden, die er auch lange Jahre hindurch, bis er nicht mehr konnte, in bestem Wissen und Gewissen zum Vorteile der Gemeinde versehen hat. Bis zum Jahre 1874 war mein Vater Lehrer in der Gemeinde und mußte sich wegen schwerer Erkrankung pensionieren lassen. Abgesehen von zwei Lehrern, den Herren Wilker und Scherer, die beide nach kurzem Wirken in der Gemeinde starben, sowie einigen Verwesern wurde Herr Dexheimer sein Nachfolger, der bis heute (1914) der Lehrerstelle vorsteht. Vorstehendes wurde deshalb angeführt, um auf den großen Abstand der Schulverhältnisse von damals und heute hinzuweisen. Durch das neue Schulgesetz ist auch dafür gesorgt, daß Abmachungen, wie solche mit meinem Vater gelegentlich seiner Anstellung getroffen wurden, nicht mehr vorkommen können.
Die katholische Schule
Hierzu schreibt Jakob Göhring am 25. Juni 1914:
An der katholischen Schule waren die Verhältnisse ähnlich. Der damalige alte Lehrer Herr Becht (Anm.: in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts tätig) trat von der Schulstelle zurück, an dessen Stelle kam Herr Franz Rosenzweig, der aber nur wenige Jahre die Stelle versehen konnte - er wurde krank und starb in seinen besten Jahren; dessen Nachfolger wurde Herr Bregel, der sich wegmeldete und dem Herrn Joh. Sabathné (bis 1884) und Herr Jennewein folgten, letzterer heute noch als Lehrer tätig ist (Anm.: bis 1924).
(Anm.: Für die katholische Schule soll es eine Schulstiftung des Pfarrers Straub von Eppstein für arme Kinder gegeben haben. Die katholische Schule ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gegründet worden. Um 1800 wurde im Heßheimer Weg Haus Nr. 28 von Albinger ein Bauplatz erworben, auf dem die katholische Lehrerwohnung erstellt wurde.
Jakob Göhring verfasste, dass Flomersheims Bürgermeister Best im Jahre 1914 in einem Archivschrank eine Notiz aus dem Jahre 1783 gefunden hat, auf der zu lesen war, dass 1783 ein katholisches und ein reformiertes Schulhaus gab.)
Johannes Göhring: Da aber die Schülerzahl der beiden Schulen zu ungleich war und eine Entlastung des protestantischen Lehrers sich nicht mehr umgehen ließ, so wurde die Einführung der Kommunalschule beschlossen , die sich als segensreiche Einrichtung erwies und sich bis heute durchaus bewährte.
(Anm.: 1879 Umwandlung der protestantischen und katholischen Schule in eine konfessionell gemischte Schule = Simultanschule).
Überlegungen zur Beschaffung neuer Schulräume Johannes Göhring: Da sich die Einwohnerzahl der Gemeinde ständig vermehrte war die Beschaffung neuer Schulräume nicht mehr zu umgehen, weshalb sich die Gemeinde zum Bau eines neuen Schulhauses entschließen mußte, das denn auch in der Nähe des Bahnhofes ausgeführt wurde und eine Zierde des Dorfes ist. Die Schülerzahl hat inzwischen derart zugenommen, daß sich in den letzten Jahren die Anstellung eines dritten und vierten Lehrers als notwendig erwies und eine fünfte Lehrerstelle in Aussicht steht. Das alte Rathaus wurde, da die Schulräume in demselben jetzt frei geworden, zu Dienstwohnungen für die Lehrer hergerichtet.
Die Schülerzahlen 1879 bis 1905
1879 70 Knaben, 72 Mädchen, 142 Schüler
1888 80 Knaben, 79 Mädchen, 159 Schüler
1890 80 Knaben, 81 Mädchen, 161 Schüler
1895 87 Knaben, 88 Mädchen, 175 Schüler
1900 87 Knaben, 81 Mädchen, 168 Schüler
1905 90 Knaben, 93 Mädchen, 183 Schüler
Aus den Aufzeichnungen des Jakob Göhring im Jahre 1914 ist zu entnehmen, dass der Flomersheimer Adjunkt (= Amtsgehilfe) Jakob Winterkorn dem Flomersheimer Bürgermeister Kronauer nach dessen Ableben als Bürgermeister folgte.
Winterkorn war es dann auch, der als Bürgermeister des Flomersheimer Bürgermeisteramts den Bau eines Schulhauses mit verantworten musste.So gibt Winterkorn aus seinem „Bürgermeisteramt“ am
15. Juni 1899 in der „Frankenthaler Zeitung“ die folgende Anzeige aufgab:
Für die Gemeinde Flomersheim ist die Errichtung eines neuen Schulgebäudes nebst Abortanlage und Einfriedigung zur runden Summe im Submissionswege zu vergeben. Pläne und Bedingungen liegt bei dem Königlichen Bezirksamte Frankenthal zur Einsicht auf. Die Gesamtbausumme beläuft sich auf circa 38.000 Mark. Als Schlußtermin für Ablieferung der bei dem Königlichen Bezirksamt Frankenthal einzureichenden Offerten wird der 28. Juni d. Js. festgesetzt.
Flomersheim, den 10. Juni 1899.“
Beim Bau des neuen Schulhauses kam es zu erheblichen Verzögerungen, weil es zum Standort unterschiedliche Auffassungen gab. Während der Rat den Platz am Bahnhof favorisierte und von der königlichen Regierung Rückendeckung erhielt, sprachen sich die Bürger in einer Versammlung am 18. August 1899 für den „Dexheimerschen Platz“ aus, da den Kindern nur ein Schulweg zwischen fünf und sieben Minuten zugemutet werden könne. Die Aufnahme eines Darlehens zur Finanzierung des Baues - Kosten rund 42.500 Mark - lehnten die Bürger ab.
Die Enge im alten Schulhaus (Rathaus) wurde immer größer.Ein Protokoll vom 25. Juni 1885 über die Visitation des Bezirksamtes vom 27. bis 30. April 1885 schreibt unter der Überschrift „Flomersheim - Gemeindebüro“:
„Das Schulhaus hat Mangel an Platz für die vielen Schulkinder, zur Zeit nur zwei Stuben, Schulhausbau wird nicht zu umgehen sein, da die Bevölkerung durch Zuzug der Fabrikbevölkerung von Frankenthal stetig wächst.“
Nach einem damaligen Gutachten sollte mit verhältnismäßig geringen finanziellen Mitteln Abhilfe geschaffen werden. Aber wegen der ungünstigen Lage des Schulhauses, „fast an der geräuschvollen Hauptverkehsstraße des Ortes“, müsste selbstverständlich ein vollständiger Neubau an geeignetem Ort den baulichen Abänderungen im alten Schulhaus vorgezogen werden.Noch scheint aber die Flomersheimer Gemeinde einen Neubau nicht verantworten zu wollen.
Durch eine Regierungsentschließung seiner Majestät des Königs vom 13. Februar 1886 wird das Bezirksamt Frankenthal beauftragt, „den Neubau eines Schulhauses an geeigneter Stelle ins Auge zu fassen, da die beiden Schulzimmer im Schulhaus zu Flomersheim für die auf dieselben zugewiesenen Schulkinder nicht mehr zuzumuten“ seien. „Da ein weiterer Zuwachs der Schülerschaft in den nächsten Jahren in Aussicht steht, sind die vorhandenen Zimmer zu winzig und ungenügend belüftet“.Man sollte sogar notfalls mit schriftlichem Zwangsbeschluss gegen die Gemeinde vorgehen.
Gegen diese Anordnung legte die Flomersheimer Gemeinde am 10. Mai Beschwerde ein, unter Hinweis darauf, dass die vorhandenen Schulzimmer für die gegenwärtige Schulkinderzahl noch genügend Raum böten. dazu wird der Regierung mitgeteilt, dass zur Zeit ein dringendes Bedürfnis nicht nachzuweisen ist, das die Gemeinde zwingen könnte, einen weiteren Schulraum zu beschaffen.„Für die Schule in Flomersheim stehen 2 Schulsäle zur Verfügung, von denen der im Parterre-Geschoss befindliche bei einer Bodenfläche von 58,80 qm 86 Kinder, der im oberen Geschoss befindliche bei einer Bodenfläche von 60,70 qm 89 Schulkinderen den vorschriftmäßigen Raum gewährt. Gegenwärtig sind im unteren Schulzimmer 87, im oberen 90 Schulkinder untergebracht. Jeder der beiden Schulsäle zählt darauf nur einen Schüler mehr als er nach den bestehenden Vorschriften mit Rücksicht auf seinen Flächeninhalt haben sollte“.
Diese Anordnung wurde aus diesen Gründen als nicht gerechtfertigt bezeichnet und abgelehnt.Der Jahresbericht des Landesbeauftragten spricht davon, „dass die Notwendigkeit eines Schulhausneubaues immer dringlicher zu werden scheine. Die beiden Schulen in Flomersheim sind in einem alten zweistöckigen, nicht unterkellerten Hause untergebracht. Die älteren Kinder von 10 - 13 Jahren befinden sich zu ebener Erde. Der Boden liegt 40 Zentimeter über dem Niveau der Straße. Der Saal hat eine Höhe von 2,95 m, eine Breite von 5,80 m und eine Länge von
10,20 m. Die Lüftung ist eine gute, die Ventilation wird durch verstellbare Klappen an den Fenstern bewerkstelligt und ist im Ganzen schlecht. Der obere Saal ist wie unten, aber nur 2,67 m hoch. „
Briefe von Flomersheimer Bürgern an die Königliche Regierung mit Unterschriftensammlung unterstützten den Wunsch nach einem neuen Schulhaus.Nach jahrelangen Verhandlungen über den unbedingt und dringend nötigen Schulneubau in der hiesigen Gemeinde fand am 22. Juli 1899 eine Bürgerversammlung statt, die über die Aufnahme eines Darlehens von 42.000 Mark zur Erbauung beschließen sollte. Der ungünstige Zeitpunkt dieser Versammlung, mitten in der Ernte, erregte viel Unmut. Von 69 stimmberechtigten Gemeindebürgern stimmten 17 für und 42 gegen die Aufnahme des Darlehens.
Über eine weitere Bürgerversammlung von 11. März 1900 berichtet die Pfälzische Post Nr. 61 in der Ausgabe vom 13. März 1900:„Gestern Abend fand im Saale des Herrn Selzer eine Bürgerversammlung statt, in welcher die leidige Schulhausfrage endlich erledigt wurde. Seit 15 Jahren tobt darüber ein Kampf, der an Hartnäckigkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Bei der letzten Gemeinderathswahl ist, wie schon einmal erwähnt, der ganze Gemeinderath über diese Frage zu Fall gekommen. Als Bauplätze kamen in Betracht erstens einer inmitten des Dorfes, wo die Wohnung des protestantischen Lehrers steht (Anm.: „Dexheimersche Platz“) und zweitens ein Platz am Bahnhof. Die Regierung hielt fest am zweiten Platz, weil ersterer von allen Sachverständigen als äußerst unpraktisch bezeichnet wurde. Die Mehrzahl der Arbeiter war allerdings für diesen ersteren Bauplatz, weil das Millionenviertel, der sogenannte Hemshof, an der Straße nach Lambsheim liegt und die vielen Kinder den Weg zur Schule durch’s ganze Dorf machen müssen.
Allein die Bürgerversammlung hat mit 96 gegen 79 Stimmen das Darlehen in der Höhe von 45.000 Mark genehmigt. Das Kapital soll von der Bayerischen Landwirtschaftsbank entliehen werden und in 42 Jahren zurückbezahlt sein. Zu bemerken ist, dass Her Adjunkt Fruth, welcher den Lesern der „Pfälzischen Post“ nicht ganz unbekannt ist, vor der Wahl sein Ehrenwort dafür einsetzte, dass er gegen das Projekt am Bahnhof stimmen würde; und gestern stimmte er trotz seines Ehrenwortes für das gegentheilige Projekt. Was von dem Ehrenwort eines agrarischen Häuptlings zu halten ist, das zu entscheiden wollen wir in diesem Fall den Lesern überlassen.
Wir fragen aber: Wozu der ganze Entrüstungsrummel wider den Gemeinderath vor der Gemeinderathswahl? Augenscheinlich hatte man nur ein Ziel vor Augen. Nur das erreicht, kann man es wagen, auf die Butterseite zu fallen. Bis zur nächsten Gemeinderathswahl, denkt man, ist Gras genug über die Geschichte gewachsen, um trotz alledem wieder gewählt zu werden. Die Frage ist nun endgültig entschieden, und so hoffen auch wir, dass die aufgeregten Gemüther auf beiden Seiten sich beruhigen und dass es wieder Ruhe im Dorf geben möge.Unter nur geringer Beachtung der Öffentlichkeit - während der Bauphase findet sich keine Veröffentlichung in den Frankenthaler Zeitungen - wurde im Jahre 1899 in der damaligen Eisenbahnstraße gegenüber dem Bahnhof (1899 wurde Flomersheim auch Bahnstation) das neue Schulhaus nach den Plänen des Architekten Speer aus Mannheim von der Baufirma Reutter aus Oppau gebaut.
Das „Frankenthaler Tageblatt“ berichtete dann in seiner Nr. 1 vom
2. Januar 1901:
„Flomersheim, 31. Dezember:
Heute wurde das dahier neuerbaute Schulhaus seiner Bestimmung übergeben und am ersten Schultage im neuen Jahr werden die Schüler ihren Einzug in dasselbe halten. Mit Rücksicht auf die immer noch wegen der Wahl bestehende Verstimmung eines Teils der Bürger hat man von jeder Einweihungsfeierlichkeit Umgang genommen. Daß das Gebäude sellber aber ebenso schön als zweckmäßig ist, können auch seine erbittersten Gegner nicht leugnen. Ja es ist ein wahrer Prachtbau und gereicht gerade an seinem Platz dem ganzen Dorfe zur Zierde. In seiner jetzigen Gestalt und Größe hätte es an dem Platze inmitten des Dorfes unmöglich ausgeführt werden können. Sachverständige nennen es das schönste ländliche Schulhaus weit und breit und bezeichnen es wegen seiner zweckmäßigen äußern und innern Anlage und Einrichtung als ein Musterschulhaus. Besonders imposant und vorteilhaft ist der Turm, der als Treppenhaus dient, das gar nicht besser ausgeführt werden konnte. Der ganze Bau gleicht einem kleinen Schlosse und macht seinem Schöpfer, dem Herrn Architekt Speer von Mannheim, wie der Baufirma Reutter von Oppau alle Ehre. Allerdings ist der Einwand nicht unberechtigt, ob der ganze Bau nicht einfacher und billiger hätte errichtet werden können, ja müssen. Sicher ist die wohl bedeutende Erhöhung unserer Umlagen eine Schattenseite der schönen Errungenschaft und der neuen Dorfzierde. Doch sie werden sich an den Kindern und Kindeskindern reichlich verzinsen. Möchte nun die Eintracht wieder in unser Dorf einziehen und es wenigstens zwischen unsern „Engländern“ und „Buren“ Frieden werden!“
Und die „Frankenthaler Zeitung“ berichtete am 3. Januar 1901:
„Flomersheim, 1. Januar:
Das neu erbaute Schulgebäude ist nunmehr seiner Bestimmung übergeben worden. Von einer Einweihungsfeierlichkeit wurde mit Rücksicht auf die wegen der Wahl des Bauplatzes noch immer bestehende Verstimmung eines Teiles der Bürgerschaft abgesehen.
Das dem ganzen Dorfe zur Zierde gereichende, von Herrn Baumeister Reuther in Oppau errichtete Gebäude ist ein wahrer Prachtbau. Sachverständige nennen es das schönste ländliche Schulhaus weit und breit und bezeichnen es wegen seiner zweckmäßigen inneren und äußeren Anlage und Einrichtung als ein Musterschulhaus.“
Viele Jahrzehnte gingen ins Land. Flomersheim war schließlich stolz auf sein schönes Schulgebäude, wo unzählige Kinder von verständnisvollen und auch strengen Lehrerinnen und Lehrern in acht Klassen bis 1971 Ausbildung erhielten, Erziehung genossen.
Nach dem 1970 von der Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates vorgelegten Plan zur Neuordnung des Schulwesens werden die Klassenstufen 1 - 4 Primarstufe, 5 - 10 Sekundarstufe I und 11 - 13 Sekundarstufe II genannt.
Die allgemeine Schulpflichtzeit beträgt in der Bundesrepublik in der Regel zwölf Jahre und setzt sich aus dem neunjährigen Besuch einer allgemeinbildenden Schule und dem dreijährigen Besuch einer Berufsfachschule zusammen.In einigen Bundesländern der Bundesrepublik wurde seit Ende der 70er Jahre auf Grund zunehmender Jugendarbeitslosigkeit ein zehntes Schuljahr eingeführt.
Geburt der „Grundschule Eppstein-Flomersheim“
Im Zusammenhang mit der Schulreform des Jahres 1970/71, bei der auch die Hauptschulen gegründet wurden, erfolgte der Zusammenschluss der Schulen von Eppstein und Flomersheim als „Grundschule Eppstein-Flomersheim“. Durch größere Schuleinheiten versprach man sich eine effektivere Zusammenarbeit innerhalb der Schulen.
Lehrer Ernst Bauer, lange Jahre Hauptlehrer an der Schule in Flomersheim, wurde ab 1974 erster Rektor der neu gegründeten Grundschule Eppstein-Flomersheim.Im Schuljahr 1999/2000 gehen 6 Schüler aus Eppstein in die Flomersheimer Schule, davon 5 in eine 1. Klasse und ein Schüler in eine 2. Klasse, um die Klassen in beiden Orten ausgeglichen stark zu halten.
Zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten „100 Jahre Flomersheimer Schule“ im Juni 2000 werden im Vorort Flomersheim 11 Klassen unterrichtet (zwei 1. Klassen, zwei 2. Klassen, drei 3. Klassen, vier 4. Klassen).Rektor Helmut Roth
Helene Haeberle
Pfarrer Günter Rausch
Konrektor Manfred Günther
Anne Schmitt
Brigitte Ziemer
Antje Fiene
Peter Fruth
Birgit Leutner
Erika Zenker
Hannelore Kiefer
Peter Benzmüller
Elfriede Ciprian
Aus vorliegenden Dokumentationen für die Homepage der Grundschule
Eppstein-Flomersheim zusammengestellt von Ursula Lutz